Der vermutlich erste Schachverein in der Gemeinde Jüchen war höchstwahrscheinlich die Schach-Gesellschaft 1931 Hochneukirch.

Aufzeichnungen aus der Zeit vor und während des 2. Weltkriegs sind leider nicht bekannt. Durch persönliche Gespräche mit älteren Hochneukircher Bürgern war zu erfahren, dass in dem Verein eine größere Zahl jüdischer Mitbürger in dem Verein aktiv gewesen sein soll. Daher wurde zunächst vermutet, dass sich dieser Verein möglicherweise in den Kriegswirren aufgelöst habe.

Erst vor wenigen Jahren fand der heutige 1. Vorsitzende der Schachgemeinschaft 55 Hochneukirch in den ersten Nachkriegsjahrgängen der Schachzeitschrift Caissa, die von F. Barkhuis, Düsseldorf, herausgegeben wurde, Nachweise über den noch aktiven Spielbetrieb in den Jahren 1947 und 1948.
Die Schach-Gesellschaft 1931 Hochneukirch nahm 1947 mit 2 Senioren- (in der B- und C-Klasse) und in 1948 auch mit 1 Jugendmannschaft an den Meisterschaftswettkämpfen des Verbandes Linker Niederrhein (heute Schachbezirk Linker Niederrhein e.V.) in der Gruppe Rheydt teil.

Am interessantesten ist jedoch die in der Ausgabe vom 15.2.1948 abgedruckte Text über eine Versammlung des Vereins, der wie folgt zitiert wird:
Schach-Gesellschaft 1931 Hochneukirch. Die Jahreshauptversammlung am 8.1. wählte zum 1. Vorsitzenden Herrn Alb. Greven, Hochneukirch. Wiedergewählt wurden als Geschäftsführer Herr Franz Adler und als Kassierer Herr Heinrich Beeck. Nach Errichtung einer Jugendabteilung wurde Herr Lehrer Zwirner, Hochneukirch, als Vereinsjugendleiter gewählt. Vereins-Turnierleiter ist Herr Hubert Goldbach und Gerätewart Herr Josef Merten.

Mit Datum vom 1.9.1948 wurde veröffentlicht, dass der Verein 1 Mannschaft für die neue Spielsaison in der C-Klasse Gruppe Gladbach-Rheydt gemeldet hat, in der Ausgabe vom 15.11.1948 erschien noch eine Ergebnismeldung der Jugendmannschaft.

Leider sind dem heutigen Verein keine Angaben über die Zeit danach bekannt. Aufschluß über die spätere Auflösung des Vereins könnten evtl. noch in den späteren Jahrgängen (ab 1949) der vorgenannten Zeitschrift Caissa zu finden sein.
Sicher ist, dass der Spielbetrieb eingestellt wurde und es am 6.2.1955 auf Initiative von Herrn Ernst Neuber zu einer Gründungsversammlung eines neuen Vereins kam.

Ernst Neuber und sein Verein


Ernst Neuber bestimmte über 40 Jahre die Geschicke der Schachgemeinschaft 1955 Hochneukirch. Als auf seine Initiative Anfang 1955 in einer Gründungsversammlung 8 Schachfreunde beschlossen, den Spielbetrieb wieder neu aufzunehmen, wurde ihm gleich die Verantwortung für die Vereinsführung übertragen. Fortan leitete er den Verein über 25 Jahre als 1. Vorsitzender. Ab 1981 bis zu seinem Tod im Jahre 1998 war er als Ehrenvositzender weiterhin 1. Jugendwart der Schachgemeinschaft.

Der Förderung der Schachjugend galt sein besonderer Einsatz. Seine Tätigkeit im Postdienst ermöglichte es ihm, persönliche Kontakte für den Verein zu nutzen. So schaffte er es, Freitagnachmittags in der Hauptschule Hochneukirch regelmäßiges Jugendtraining durchzuführen.
Zusammen mit Schachfreund Hans-Willi Coenen, der immer auch für Fahrdienste zur Stelle war, wurden zahlreiche Meisterschaften und Wettkämpfe der Schachjugend besucht. Geduld und Mühen führten schließlich zu Erfolgen bei Mannschafts- und Einzelmeisterschaften. Die Schachgemeinschaft 55 Hochneukirch machte sich einen Namen im Schachbezirk Linker Niederrhein für vorbildliche Jugendarbeit.

Von der Entwicklung der Jugendabteilung profitierte natürlich auch der gesamte Verein. Immer mehr Jugendliche verstärkten auch die Seniorenmannschaften. Die Mitgliederzahlen stiegen von Anfang bis zum Ende der 70er-Jahre von knapp 20 auf über 50 Mitglieder. Höhepunkt war die Spielsaison 1981/82, in der 6 Senioren- und 3 Jugendmannschaften an den Meisterschaftswettkämpfen teilnahmen. A-Jugend und C-Jugend wurden ungeschlagen Bezirksmeister.
Die in der Vorsaison in die Verbandsklasse aufgestiegene 1. Mannschaft, stieg in der Saison 1982/83 in die Verbandsliga und ein Jahr später in die Regionalliga auf.
Für Ernst Neuber war dies der Höhepunkt und der Lohn für seine unermüdliche Arbeit.

Die Berufung in den Ehrenrat des Schachbezirks Linker Niederrhein sowie zahlreiche weitere Ehrungen (u.a. von der Gemeinde Jüchen und dem  Kreissportbund Neuss) bezeugten das hohe Ansehen des Ehrenvorsitzenden der Schachgemeinschaft 55 Hochneukirch. Mit seinem Wirken für den Verein hat er sich ein Denkmal in der Erinnerung vieler Schachfreunde geschaffen – sein Name wird immer mit dem Namen und den Erfolgen des Vereins in Verbindung gebracht werden, er war Vater des Vereins.